Lena, fragte am 06. Juli 2008
Lena schrieb weiter: "Außerdem, wer entscheidet eigentlich ob es Krieg gibt oder nicht?"
Diese Frage wurde von Jule Gölsdorf vor 2009 beantwortet.
Georgien ist ein Staat im westlichen Asien. Im Norden wird es von Russland begrenzt, im Süden von der Türkei und Armenien. In Georgien leben Menschen, die sich mehr als 26 Volksgruppen zugehörig fühlen. Man nennt dies ein multiethnisches Land. In einzelnen Regionen Georgiens bilden nicht-georgische Volksgruppen die Mehrheit. In Südossetien sind z.B. mehr als zwei Drittel der Bevölkerung ethnische Osseten, 25-30 % sind ethnische Georgier.
Südossetien hat sich schon in einem Krieg 1991-1992 von Georgien abgespalten und sich für unabhängig erklärt. Es wird aber von Georgien und der internationalen Staatengemeinschaft nicht als unabhängiger Staat anerkannt. Nur Russland unterstützt schon seit der Gründung Georgiens 1991 separatistische Bewegungen in Südossetien.
Dies hat einige Gründe: Zum einen besitzt ein Großteil der Osseten die russische Staatsbürgerschaft und Osseten haben schon seit Jahrhunderten gute Beziehungen mit Russland. Zum anderen ist Südossetien wirtschaftlich vollkommen von Russland abhängig. Daher kann die Region von Russland als Druckmittel eingesetzt werden, mit dem jederzeit Einfluss auf die georgische Innenpolitik ausgeübt werden kann. Der Druck kann beliebig verstärkt werden, da Russland eigenes Militär in Südossetien stationiert hat.
Die Region ist reich an Rohstoffen, weshalb Russland seinen Einfluss dort nicht verlieren möchte. Es ärgert Russland, dass Georgien stark vom Westen unterstützt wird und einen Beitritt in die NATO anstrebt.
Georgien gefällt es natürlich gar nicht, dass Russland sich in der Region so einmischt. Der größte Wunsch der georgischen Regierung ist nicht mehr von Russland beeinflusst und drangsaliert zu werden. Georgien geht es natürlich auch darum, die ethnisch georgische Minderheit in Südossetien zu schützen und ihre Interessen zu vertreten. Außerdem: wenn Georgien Südossetien die Unabhängigkeit gewährt, muss es auch den anderen abtrünnigen Regionen wie Abchasien erlauben, sich abzuspalten. Von dem sowieso schon sehr kleinen Georgien würde dann nicht mehr viel übrig bleiben.
Aber der Konflikt hat vor allem wirtschaftliche Gründe. Georgien verfügt über Erdöl, Gold, Kupfer und Kohle. In Südossetien gibt es Vorkommen von Blei und Zink. Außerdem führen geo-strategisch bedeutsame Öl-/Gas-Pipelines durch Georgien, die dem georgischen Staatshaushalt bedeutende Transfergebühren einbringen. Südossetien ist ein wichtiger Marktplatz für den Handel von Gütern von Georgien nach Russland geworden und Georgien würde daran natürlich gerne teilhaben.
Das ungelöste Südossetienproblem eskalierte im August 2008 als georgische Truppen in Südossetien einrückten. Daraufhin marschierte Russland sofort in Südossetien ein und half den südossetischen Rebellen die Georgischen Truppen zu vertreiben. Gleichzeitig flog die russische Luftwaffe Angriffe auf Ziele in Georgien. Russische Verbände stießen auf georgisches Gebiet vor.
Russland lässt zurzeit trotz des Waffenstillstandsabkommens Truppen an strategisch wichtigen Stellen im georgischen Kernland und erkannte außerdem die Unabhängigkeit von Südossetien und Abchasien an.