Miriam Ugurl, 15 Jahre, fragte am 08. November 2015
Wahrscheinlich bezieht sich deine Frage auf die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland und des Grundgesetzes.
Deutschland war nach dem Zweiten Weltkrieg von den Siegermächten (USA, Großbritannien, Frankreich und Sowjetunion) in vier Besatzungszonen geteilt. Im Juli 1948 übergaben die Alliierten den westdeutschen Ministerpräsidenten die so genannten "Frankfurter Dokumente". In diesen wurde ein eigener Staat aus westdeutschen Bundesländern vorgesehen.
Die westdeutschen Ministerpräsidenten waren zunächst gegen einen eigenen westdeutschen Staat mit eigenem Grundgesetz. Sie hatten die Befürchtung, dass dadurch die Teilung Deutschlands verfestigt würde. Andererseits wollte man wieder unabhängig von den Besatzungsmächten sein.
Der Jurist und Universitätsprofessor Hans-Peter Schneider hat dies auf einer Podiumsdiskussion der Friedrich-Ebert-Stiftung zum deutschen Grundgesetz folgendermaßen ausgedrückt:
"Die Alliierten hatten die drei „Frankfurter Dokumente" [..] übergeben [...]. Die Reaktion der Ministerpräsidenten [...] war [..] eher negativ. Man wollte nicht den Weg gehen, den die Alliierten angedeutet hatten, und zwar aus Furcht, die Teilung Deutschlands auf diese Weise zu vertiefen. Es war vor allem die Berliner Regierende Bürgermeisterin Luise Schröder, die [...] dringend davor warnte, eine Verfassung zu beraten, wie sie die Alliierten gefordert hatten. Als dann die Ministerpräsidenten mit dem Ergebnis ihrer Konferenz [...] erschienen, drohte der amerikanische Befehlshaber General Lucius D. Clay schlicht damit, den gesamten Prozess der Reorganisation Deutschlands zu stoppen [...] und machte so den Ministerpräsidenten ihren geringen politischen Spielraum deutlich. Der Verfassungsgebungsprozeß damals war also mit erheblichen Einschränkungen durch politische Vorgaben der Alliierten belastet. Um so erstaunlicher ist es, dass in so kurzer Zeit das Grundgesetz entstand."