Der Krieg in Afghanistan geht auch uns etwas an, da dort deutsche Soldaten im Einsatz sind. Deutschland beteiligte sich an der Internationalen Sicherheitsunterstützungstruppe (ISAF) in Afghanistan, die unter der Führung der NATO stand. Von 2003 bis 2014 war die deutsche Bundeswehr in Afghanistan mit 4.000 bis 5.000 Soldaten präsent, die zum Teil auch kämpften.
Die deutschen Soldaten waren in Afghanistan, da „Deutschland auch am Hindukusch (dem größten Gebirgszug in Afghanistan) verteidigt werde“, meinte der frühere Verteidigungsminister Struck. Doch ein Großteil der deutschen Bevölkerung zweifelte an dieser Aussage und wollte, dass die deutschen Soldatinnen und Soldaten möglichst schnell nach Hause kommen und sich nicht länger an diesem Krieg beteiligen. Von der deutschen Regierung bekamen die deutschen Soldatinnen und Soldaten den Auftrag in Afghanistan für Sicherheit zu sorgen, indem sie zum Beispiel auf den Straßen kontrollieren, ob jemand unerlaubt Waffen mit sich führt. Und sie bilden Afghanen zu Soldaten und Polizisten aus, damit diese selbst für Sicherheit sorgen können. Hierfür sind nach wie vor ungefähr 800 deutsche Soldaten und Soldatinnen mit der NATO-Mission "Resolute Support" in Afghanistan im Einsatz.
Eine weitere Aufgabe ist laut Regierung die Unterstützung des Wiederaufbaus in Afghanistan. Beispielsweise helfen die deutschen Soldaten beim Bau von Straßen, Krankenhäusern oder Schulen. Denn es gibt die Meinung, dass viele Hilfsorganisationen nur arbeiten können, wenn ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Anschlägen und Entführungen geschützt sind. Die Anwesenheit von Soldatinnen und Soldaten beim Aufbau von Schulen oder Brunnen erschreckt viele Afghanen, die bereits Vertrauen in die Hilfsorganisationen gewonnen hatten. Viele Hilfsorganisationen sagen, dass sie wegen der Anwesenheit des Militärs nicht mehr so gut arbeiten können. Deswegen sind viele Fachkräfte für die klare Trennung zwischen dem militärischen Einsatz der Bundeswehr und der zivilen Hilfe deutscher Organisationen. Es sind also nicht nur deutsche Soldatinnen und Soldaten vor Ort, sondern auch Mitarbeiter von Friedens- und Hilfsorganisationen.
Viele Teile der afghanischen Bevölkerung sind nicht damit einverstanden, dass internationale Soldaten in ihrem Land im Einsatz sind. Sie fürchten sich vor den ausländischen Soldatinnen und Soldaten und empfinden den Einsatz mehr als Besatzung denn als Hilfe. Denn immer wieder waren die Soldaten auch in Kampfhandlungen verwickelt. Über 50 deutsche Soldaten sind seit 2001 in Afghanistan ums Leben gekommen. Die Angehörigen in Deutschland sorgen sich um ihre Mütter, Väter, Töchter und Söhne in Afghanistan.
Je länger der Krieg dauert, desto wichtiger wird die Frage nach den Folgen des Krieges für alle Beteiligten: Was ist mit den Menschen in Afghanistan? Wie geht es den Soldatinnen und Soldaten, die nach ihrem Einsatz im afghanischen Krieg zurück nach Deutschland zu ihren Familien kommen? Und wie gehen wir als Deutsche mit der Verantwortung für das Kriegsgeschehen und die Kriegsopfer um?