Wie ein Lauffeuer spricht es sich herum: "Die Clowns kommen!" Voller Vorfreude erwarten die Kinder die "Neuen". Sie wünschen sich sehnsüchtig etwas Abwechslung von dem bedrückenden Alltag im Flüchtlingslager.
Das Flüchtlingslager Atmeh liegt mitten in einem Olivenhain an der Grenze zur Türkei. Hier leben c.a. 30.000 Menschen unter ärmlichen Bedingungen in Zelten. Ein Drittel davon sind Kinder. Die meisten von ihnen haben im Syrien-Krieg Schlimmes erlebt.
Gehirnforscher haben herausgefunden, dass Lachen Schmerzen lindert und hilft traurige Erinnerungen zu verarbeiten. Deswegen reisen Miriam und Heiko aus Deutschland nach Syrien und in andere Krisengebiete. Sie möchten die Menschen zum Lachen bringen.
Die Clowns treten an zentralen Orten auf oder sie laufen spielend durch das Lager. Sie treffen auf Hunderte von Menschen, die alles verloren haben. Im Lager gibt es keine Arbeit, keine Schulen und keinerlei Unterhaltung.
Nach einem der Clowns-Auftritte in Atmeh sagt ein Mann: "Seit wir hier im Flüchtlingslager sind, haben wir unsere Kinder noch nie so lachen gesehen!" Viele Kinder haben ihre Eltern im Krieg verloren.
Die Clowns treten auch nahe der syrischen Grenze in den türkischen Städten Reyhanlı, Hacipasa und Antakya in Schulen, Waisenhäusern und Krankenhäusern für Kriegsflüchtlinge auf.
Miriam ist es wichtig, den Kindern und Erwachsenen "wirkliche Begegnungen zu schenken." Nicht nur durch die Lieder und Zaubertricks, sondern auch durch freundliche Gesten, Blickkontakt und körperliche Nähe.
Lustig und leicht wirken die Auftritte der Clowns. Doch was einfach aussieht, muss gut vorbereitet werden. Miriam ist ausgebildete Schauspielerin, Musikerin und Klinik-Clown.
In der Vorbereitung sind die Clowns auf vertrauenswürdige Menschen vor Ort angewiesen. Sie beraten die Clowns, damit die Auftritte den kulturellen Bräuchen entsprechen. In Syrien sind Berührungen zwischen Männern und Frauen auf der Bühne verboten.
Auch die Sicherheitslage können Einheimische besser einschätzen. Nur mit Hilfe von ihnen können Miriam und Heiko über die Grenze und ins Flüchtlingslager gelangen. Immer wieder werden sie an Straßensperren von bewaffneten Soldaten kontrolliert.
Nach 11 Auftritten vor etwa 1.750 Zuschauern sind die Clowns erschöpft. Das Leid und die Not der Flüchtlinge gehen ihnen nach. Sie müssen die Eindrücke erst verarbeiten: Hunderte freudige und dankbare, aber auch traurige und leere Blicke.
Trotz der traurigen Eindrücke, empfindet Miriam nach ihrer Reise Dankbarkeit. Sie ist von der Herzlichkeit der Flüchtlinge beeindruckt. Sie wird weiter in Krisengebiete fahren, um als Clown "Brücken zu bauen und Menschen zusammenzubringen.